Seit dem ich der Angelei verfallen bin, und das sind über 30 Jahre, sind Begriffe wie Geheimköder, Geheimrezept, Wunderlockstoff, ganz besondere Stelle, die niemand kennt,... irgendwie von Anfang an normal gewesen.
Ich vermute, "den Geheimköder überhaupt" gab es schon zu einer Zeit, als unsere Vorfahren noch keine Worte dafür oder für irgendetwas anderes hatten, der behaarte Halbaffe aber für die dicksten Fische auch die dicksten Mädels bekam
(für die Ungläubigen: "fett" galt über Jahrtausende durchaus als total scharf).
Mit zunehmendem Alter und reichlich Erfahrung mit solchen Geschichten glaubt man aber nicht mehr an solche tollen Wunderdinge.
Na ja, nur noch ein wenig...

Trotzdem hat wohl jeder so seine Angel-Geheim-Tricks, an denen er felsenfest fetshält ...völlig egal, wie gut sie letztendlich wirklich sind.
Eine tolle Stelle, die nicht jeder sofort als solche erkennt, dürfte tatsächlich das Letzte sein, was man preisgibt, denn niemand will, dass sie kaputt gefischt wird.
Oder, ehrlicher gesagt, man will nicht nach über einem Kilometer Schlepperei des gesammten Gerödels feststellen, dass dort schon jemand sitzt.
Denn wenn kaputt fischen, dann gefälligst selbst!
Der Geheimköder ist nicht ganz so geheim wie die Geheimstelle, aber immer noch total Top-Secret ...und wenn es nur der schnöde Tauwurm ist, den man zuvor unglaublich listig und verwegen in Omas 4711 tunkt.
By the way: "Top Secret" ist Name einer der wohl größten Fließband-Köderschmieden. Eigentlich ein Paradoxon!
Trotzdem gibt es ja den Drang, seinem besten Kumpel nach 5 Drinks doch vom letzten, unglaublich geheimen Tipp hinter vorgehaltener Hand -plus nach Abnahme von 5 Schwüren beim Leben seiner Frau, es wirklich niemandem weiterzuerzählen- zu berichten.
(Es dürfte eigentlich kaum noch lebende Frauen geben)
Die Geschichte ist schließlich einfach viel zu gut, um sie ganz allein mit ins Grab zu nehmen.
Wir wollen doch schließlich als "das Angel-Genie", welches wir zweifelsfrei sind, auch anerkannt werden.
Dabei weiß man doch in den (wenigen) nüchternen Momenten des Lebens ganz genau:
Als wenn der beste Kumpel nicht auch noch einen anderen besten (noch besseren!) Kumpel hat...
Die Autoren unter den Anglern, also auch ich, können vor lauter Extraversion sowie nichts für sich behalten.
Der Drang, alles, wirklich alles rauszuposaunen ist einfach zu stark. Nur deshalb schreibt man, aus reiner Perversion quasi.
Aber wie ist das bei euch?
Gibt es die großen, ganz persönlichen Tricks?
(Lügt nicht, jeder(!) meint so was zu haben; selbst wenn er zum allerersten Mal ans Wasser geht)
Und wem berichtet ihr dann doch davon?
Mit welchem Ergebnis?
(Hat z.B. plötzlich der halbe Verein mit Tauwurm in Kölnisch Wasser gedipt geangelt ...und nix gefangen - wie man selbst?)
Ach ja:
Wer seine gequälte Seele befreien und sich endlich outen möchte, darf hier seinen tollsten Geheimtipp gleich mit raushauen
