Weihnachtsgeschichte

Diskussionen mit Biss! Uwe Pinnau vom Deutschen Hechtangler-Club steht Rede und Antwort

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Uwe Pinnau
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Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Uwe Pinnau » 12 Dez 2007 23:57

Liebe Leute,

in einem kreativen Anfall ließ ich mir zum letzten Weihnachten eine kleine Geschichte einfallen, die aber noch nicht an Aktualität verloren hat und vielleicht auch für dieses Forum einen gewissen Unterhaltungswert hat.
Viel Spaß:

Der Weihnachtsmeter , oder die offizielle DHC-Weihnachtsgeschichte

Das Fest der Liebe stand vor der Tür und wenn auch noch nicht in der Kirche, waren angelmäßig schon so ziemlich alle Messen gesungen.
Pech für die, die sich dem Hechtangeln verschrieben hatten und ihre annuale Erlösung in Form des magischen Meterhechtes noch nicht zu fangen vermochten. Man konnte schon von schwimmenden Fellen reden, oder den sprichwörtlichen Toresschluss heranziehen, denn es würde dieses Jahr kaum noch was werden.
Das Wetter war zwar nicht im geringsten winterlich und man konnte meinen, einen milden Herbst zu verleben, aber die Termine um Weihnachten drängten sich eng aneinander und es würde sich kaum eine Gelegenheit bieten noch gezielt auf Hecht zu angeln und vor allem wo? Schließlich sollte ja noch der Meter fallen.
Gefangen in diesem Dilemma, zog nun ein Angler durch die Weiten der Großstadt, den Lieben daheim Geschenke kaufend. Er selbst würde sich wahrscheinlich eine nette Rolle gönnen, oder einen neuen Stecken zum Streamerfischen, aber erstens durfte er das von niemandem erwarten, da man meinte er besitze ohnehin schon viel zu viel Angelgerät und zweitens war das was ihn wirklich glücklich machen würde eh nicht käuflich; der Meterhecht 2006.

Tütenbehangen kreuzte er den Weihnachtsmarkt und konnte animiert vom bunten Treiben und dem weihnachtlichen Klischeetriumvirat aus süßlichen Düften, deftigen Geschmäcken und nutzlosem Tand nicht widerstehen. Mit einer angekokelten Bratwurst in der Linken und einem Becher fuseligen Glühweins rechtsseits , suchte er sich einen ruhigeren Platz, um sich dem Verzehr zu widmen. Etwas abseits, links raus Richtung Rathaus war der kleine Park, mit den Bänken und dem Teich.
Da saß er nun und fummelte im relativ kräftigen Schein der allgegenwärtigen Weihnachtsbeleuchtung die Bratwurst aus ihrem angeschwärzten Darmkleid, was ihm erst hier auffiel. Da es ja noch so warm war, eierten noch immer ein paar Enten recht aktiv auf dem Teich herum. Ihnen würden die etwas dunkel geratenen Wurstfetzen sicher genehm sein und so warf der Angler ein paar Stückchen ein. Bevor sich die Enten aber laben konnten, schossen schon ein paar kleine Weißfische heran und inhalierten gierig die großzügige Gabe, auch sie waren Dank der milden Temperaturen noch aktiver, als man es um diese Zeit erwarten konnte. Der Angler freute sich über soviel Dankbarkeit der kleinen Kerle und fing sogar an das zur Wurst gehörende Brötchen zu verfüttern. Inzwischen waren so viele Kleinfische am Platz, daß man mit der Stippe eine wahre Fangorgie hätte erleben können. Der Angler stand auf, um besser sehen zu können und sah nun was ihm beinahe das Blut in den Adern gefrieren ließ; von hinten aus dem tieferen Bereich des Teichs schob sich ein großer, dunkler Körper an seine Futterstelle, ganz langsam. Er postierte sich nahe den wild umherschwirrenden Kleinfischen, um dann jäh und wie ein Pfeil vom Bogen schnellend nach vorn zu schießen. Es ging viel zu schnell um Details erkennen zu können, aber eines war ganz deutlich geworden und gut sichtbar: ein frisch gemästeter Hecht jenseits der Metermarke und ein Haufen herabrieselnder Rotaugenschuppen, vom gerade eben geschlagenen Beutefisch.
Mit zittrigen Händen stürzte der Angler den Glühwein runter und konnte es kaum fassen. Da war es nun, das Objekt der Begierde, fast greifbar nah aber doch so fern, schließlich befand er sich in unmittelbarer Umgebung eines der größten Weihnachtsmärkte der Republik.
Auf dem Weg nach Hause, vor dem Fernseher, auf dem Klo und dann im Bett gab es nur einen Gedanken im Kopf des Anglers: Wie an den Meterhecht herankommen ?
Er zermarterte sein Hirn die ganze Nacht und kam auf die Idee, die Unauffälligkeit gegenüber den Gesetzeshütern in der Offensive zu suchen. Alle Offiziellen von Polizei und Ordnungsamt waren auf dem Weihnachtsmarkt und den umliegenden Geschäften unterwegs, um nach Taschendieben und organisierten Kinderbanden Ausschau zu halten, wer aber würde schon auf einen Weihnachtsmann achten, einen von Dutzenden, wie sie überall von der Agentur für Arbeit vermittelt umherliefen, teilweise eine Schar Kinder um sich, manchmal aber auch ein Lama, oder einen Esel führend.
Die Idee war geboren und unser Angler besorgte sich vom Schwager mit den sieben Kindern, leihweise den rot-weißen, wenig kleidsamen Fummel.
Zumindest der Nikolaus hat ja auch eine Rute, dachte er sich schelmisch und steckte sich eine kleine, ziemlich alte Teleskopangel unter die Jacke. Was noch fehlte war ein weißer Rauschebart, doch da konnte er ja spätestens seit den letzten Wurfübungen mit der ungewohnten Multi und der ollen Monoschnur auf einen gleichwertigen Ersatz verweisen, um ihn sich ins Gesicht zu kleben.
Schnell noch ein paar leichte Polderspinner in die Jackentasche gesteckt und es konnte losgehen. Der Angler nutzte die frühe Dunkelheit und machte erstmal einen Sichtungsgang um den kleinen Teich nahe dem Weihnachtsmarkt. Da war ein kleiner Steinhügel auf dem sich eine im Sommer laufende Fontäne befand, ansonsten war nicht viel Struktur und Deckung vorhanden. Hier würde er es zuerst versuchen. Die Telerute auseinanderziehen und den Spinner in den Karabiner des Stahlvorfachs einklinken war eins. Schon bei leichtem Zug begann sich das große Blatt zu drehen und verteilte verführerisch die Lichtreflexe der Weihnachtsbeleuchtung im klaren, aber etwas schummrigen Teichwasser. Der Köder hatte gerade den Fontänenstein passiert, als urplötzlich ein Schlag in die Rute fuhr und die Rolle ächzend etwas Schnur freigab. Kein Zweifel, der Meterbursche hatte sich den Spinner geschnappt.
Was nun begann war ein heißer Tanz zwischen Angler und Fisch und die Gewissheit mit der 15kg-Schnur die richtige Wahl getroffen zu haben, denn leicht machte es der Hecht dem Angler nicht. Schließlich gelang es aber das Esoxweibchen per Handlandung aus dem Wasser zu befördern und auf das feuchte Gras zu legen. Schnell den Haken aus dem Maulwinkel entfernt und dann der große Moment, auf den auch das Maßband das ganze Jahr warten musste…….103 cm waren abzulesen und damit die magische Marke gerissen.
Innerlich weltentrückt und vor Glück strahlend, vergaß der „falsche“ Weihnachtsmann nicht, was er der grün-gelblich gezeichneten Schönheit schuldete, der er soviel Genugtuung zu verdanken hatte und schickte sich an, die Hechtlady schonend und langsam in den Teich zurückgleiten zu lassen.
Plötzlich war ein lautes und empörtes „He da!“ zu vernehmen, vom anderen Ufer des Teiches riefen zwei in Kunstfaserpelz geschlagene Gestalten rüber, die sich zum Verzehr von Tofuwürstchen und heißer Biostutenmilch ebenfalls im Park eingefunden hatten. Die letzten Zweifel an der Motivation und Identität des drögen Pärchens wurden ausgeräumt, als sie vehement ihre Jacken öffneten, um dem Angler den Blick auf das mit einem PETA-Schriftzug verzierte T-Shirt zu gewähren.
„Ach du liebe…….“ dachte sich unser Freund, ließ aber gleichzeitig den Fisch durch die Hände rutschen, der sich mit einem dankbaren Flossenschlag verabschiedete.
Die zeternden Aktivisten schickten sich derweil an einen Ordnungshüter für den Vorgang zu begeistern. Der Angler hingegen war überglücklich und hatte gar keine Lust eine überhastete Flucht anzutreten. Freudestrahlend und in Geberlaune drückte er einem vorbeikommenden Vater & Sohn – Gespann die Rute-Rolle-Kombo in die Hand und entflammte hiermit vielleicht ein neues, junges Anglerherz; der Junge bedankte sich brav bei unserem Angler, denn für Ihn war er ja der Weihnachtsmann.
Die PETA-Jünger waren zurück, einen Polizisten im Schlepptau. Dieser hatte aber zum einen wenig Lust sich mit einem Weihnachtsmann rumzuärgern, der dieser Tage ja sozusagen unter Artenschutz steht und andererseits war da ja weder ein Fisch zugegen, noch ein Tatwerkzeug vorhanden. Der falsche Bart aus dem 0,27er Monoknäuel fiel nicht weiter auf und als der Angler den leicht genervten und schwer erkälteten Polizisten zu einem der mitgebrachten Salbeibonbons einlud war die Sache schon eingestellt, bevor sie eigentlich angefangen hatte.
Die PETA –Gestalten gingen fluchend auf den Weihnachtsmarkt zurück, um dort voller Wut einen Befreiungsversuch für die Holzpferde vom Karussell zu starten.
Der Angler hingegen machte sich auf den Heimweg. Er hatte zwar kein Photo von dem schönen Hecht, aber die Genugtuung und das tolle Erlebnis würden ihm von nun an stets präsent bleiben. Der Hecht hatte hoffentlich auch seine Lektion gelernt und würde einem etwaigen nächsten Schwarzangler nicht wieder an den Haken gehen, denn der könnte es nicht so gut mit ihm meinen wie unser Freund.
Dessen Großmut machte sich bezahlt und glücklicherweise und völlig unerwartet lag dann doch noch eine neue Angel unter dem Weihnachtsbaum, was den Verlust der Telerute wettmachte.

Frohe Weihnachten

U.P. :)
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Stefan von Hatten

Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Stefan von Hatten » 13 Dez 2007 00:15

*hehe* - eine herrliche Geschichte :-) Ich werde Weihnachtsmänner in Wassernähe demnächst mit einem ganz anderen Auge betrachten...

Uwe, das Multitalent :-)

Petri!

Stefan

jörn
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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von jörn » 13 Dez 2007 00:26

He, He, da soll nochmal jemand etwas gegen Single Malt sagen... :mrgreen:

Danke für die nette Story!!

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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Iceman1 » 13 Dez 2007 09:28

Schöne Story Uwe :D
Mach weiter so. Ich werde sie lesen deine Geschichten :)

Gruss Walter 8)
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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Lahnfischer » 13 Dez 2007 12:34

Super Story,

es lebe der Weihnachtsmann :mrgreen:
Gruß Thomas

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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Ulli3D » 13 Dez 2007 12:54

Da mir dieses Jahr auch noch der Meterhecht fehlt, werd ich mich mal nach Weihnachtsmärkten in der Nähe von Gewässern umsehen 8)

HooHoHo

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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Iceman1 » 13 Dez 2007 17:39

Ulli du darfst aber nicht vorher dem Glühwein frönen.
Sonnst hast du auf einmal 2 Hechte an deiner Rute :D :D :D :wink:

Gruss Iceman 8)
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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von jörn » 13 Dez 2007 17:58

Iceman1 hat geschrieben:Sonnst hast du auf einmal 2 Hechte an deiner Rute :D :D :D :wink:
Idealerweise zwei Hechte á 50 cm. Damit wäre der Meter dann voll! :mrgreen:

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Uwe Pinnau
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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Uwe Pinnau » 14 Dez 2007 21:31

Schön daß es euch gefallen hat. Habe mich einige Male gefragt, ob es nicht etwas zu schizophren rüberkommt, aber als Angler darf und muß man manchmal etwas bekloppt sein :wink:
Vielleicht ergeht es ja dem einen oder anderen von uns ähnlich, wie dem Helden der Geschichte und hoffentlich geht es dann auch so gut aus.

Alles Gute

UWE
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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von jörn » 14 Dez 2007 23:34

@ Uwe:

Bekloppt ist irgendwo JEDER auf seine Art und Weise, dafür muss man kein Angler sein! :wink:

Aber das schöne an so einem Forum ist ja, dass man nicht alles wirklich bierernst nehmen muss, so ein Forum hat für mich auch immer einen gewissen Unterhaltungswert auf der Ebene mit Gleichgesinnten!! Und da hast Du mit diesem Beitrag einen Volltreffer gelandet!! :D

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Tomas
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Re: Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Tomas » 14 Dez 2007 23:50

Tolle Geschichte :lol: :lol:
... Man fängt nur, wenn die Angel im Wasser ist!

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