Bedeutet: der Fisch kommt bei Flut rein und geht bei Ebbe wieder raus.
Was allerdings bei den norwegischen Verwandten weniger auffällig wird ist das dramatische Spiel der Gezeiten. Ist Niedrigwasser, ist der Aber leer.
Der Tidenhub ist stellenweise gewaltig. Sechs bis sieben Meter im Mittel, bei Sant Malo sogar 14 Meter. Kein Wunder, dass sich an den Aber-Gestaden bis Ende des 19 ten Jahrhunderts rund 800 Mühlen befanden und den Gezeitenstrom nutzen.

Blick auf die Mündung des Aber Wrac'h
Wir fischten am liebsten an der so genannten Pont du Diable, der Teufelsbrücke, die eigentlich keine Brücke ist. Die Pont ist eher eine, den Aber überspannende, Steinpackung, die es Fussgängern ermöglicht bei Niedrigwasser den Aber zu überqueren. Dem reinströmenden Wasser wird durch diese "Brücke" zunächst der Weg versperrt, so daß sich zur Meerseite hin ein großes Becken bildet in dem die Fische dann warten, bis die "Wanne" überschwappt und der Weg in den Rest des Abers frei wird. Das Überschwappen ist ein grandioses Erlebnis weil, wie aus dem Nichts, ein großer Wasserfall entsteht und mit lautem Getöse in den hinteren Teil des Abers donnert.

Hier sollte man wissen, wo im Schlick ein paar Steine sind
Das Zeitfenster für die Jagd auf Pollack, Köhler, Makrele und Wolfsbarsch ist mit ein, bis zwei Stunden recht klein, denn ist die Brücke erst mal geflutet, nimmt das Interesse an künstlichem Frass bei den Fische rasch ab. Aber das pure Verweilen an der Pont du Diable ist an sich schon einen Pique-Nique-Tag wert und bevor die, hinter der Brücke wartenden, Seevögel nicht unruhig werden, braucht man nicht in unnötige Aktivitäten verfallen.

Frau Chinook befolgte den Rat der Einheimischen und fischte mit kleinen Wobblern die rappeln.
Wir bekamen diesen Ort nicht satt und freuten uns auch, wenn mal ein Schneiderabend dabei war. Da dieser Ort auch sehr gerne von Einheimischen aufgesucht wurde, bekamen wir durch unser häufiges Erscheinen auch gut in Kontakt und durften auch ein paar Geheimnisse mit nach Hause nehmen. Eisbrecher war u.a. meine 9er Fliegenrute für die Meeresangelei. So etwas hatte man hier noch nicht gesehen und ein netter Bretone erklärte mir, dass das Wasser vor mir kein Fluss sei und meine Rute hier nicht funktioniert. Als mittelalter Bretone sprach er ein schlechtes Französisch; genau, wie ich.
Nur seiner reizenden Tochter, die unsere Lautbildung ins Hochfranzösisch übersetzte, war es zu verdanken, Fliege und Meer nicht als Widerspruch aufzufassen (Sehen eigentlich alle jungen Französinnen aus, wie Audrey Tautou?).

Chinook im Glück. Hier schaffte ich meine 18+ Rollwürfe (#9, 9,9 ft).
Das Thema Bretagne ist noch nicht abgehakt. Zu viel ist noch offen geblieben und wartet darauf erlebt zu werden. Irgendwie sehe ich mich nächstes Jahr wieder an der Pont du Diable.
1) Ach ja, Ole, ich weiss jetzt, was es heisst, ein große Menge Fisch zu verarbeiten. Ich habe nach 20 "Ausnehmungen" schon das Handtuch geworfen.
2) Eigentlich wollte ich einen Kurzfilm abliefern, bin aber momentan etwas im Brass.
Na ja, .., in den dunklen Wintermonaten bringt so was auch noch Freude ins Forum.