In dieser Welt gibt es nur zwei Tragödien. Die eine ist, nicht zu bekommen, was man möchte, und die andere ist, es zu bekommen.
Von Frankfurt flog ich über Düsseldorf (wollte den Wallerfischern winken, doch leider hatte ich trotz bester Sichtverhältnisse keinen entdecken können) London, Shannon, direkt nach Halifax auf NS.
Am Flughafen übernahm ich einen Mietwagen und fuhr damit auf dem Highway 350Km nach Norden bis zu meiner Unterkunft.
Am Canso Causeway, das ist ein aufgeschütteter Fahrdamm und verbindet Cape Breton mit dem südlichen Teil der Insel, legte sich langsam der Reisestress und beim Betrachten der schönen Wälder dachte ich, „hier biste daheim“

Im Vordergrund das Motel und im Hintergrund der Margeree Forkspool im Morgennebel.
Nach Einbruch der Dunkelheit kam ich in Margaree Forks in der Margareelodge an. Nach der langen Reise fiel ich um 9 Uhr buchstäblich ins Bett und schlief bis zum nächsten Morgen durch.
Die Lodge
Nach dem Frühstück das nötigste aus den Koffern gepackt und die Angelgeräte vorbereitet. Dann kam schon mein Guide Werner, stellte mir die richtige Ausrüstung zusammen und ab ging es ans Wasser. Zunächst zu einem leicht zu befischenden Pool in der Nähe, dort zeigte mir Werner die Grundlagen für das Lachsfischen. Begonnen hatten wir mit einer Rute #9, Trockenschnur und einem von mir selbst geknüpften, verjüngten, Vorfach. Mich wunderte die kleine Lachsfliege, die mir Werner mit einem Spezialknoten anknüpfte, irgendwie war ich der Ansicht, dass auf diese großen und kampfstarken Fische mindestens mit einem 1/0 oder noch größen 0/1 – 0/3er Haken gefischt wird, statt dessen sollte ich mit einem ~3er Mücklein fischen. Der Himmel am 1. Tag war bedeckt und es windete stark, zuweilen in kräftigen Böen. Nur die Fliege im Wasser fängt einen Fisch meinte Werner und los gings.
Hochwasser am Fishing Hole Pool
Etwas erstaunt begann ich mit den ersten Würfen, immer schräg stromab, aus der innenseite des Pools stehend in die Strömung geworfen. Als Pool wird jede tiefere Stelle im Fluss bezeichnet, in der sich die Fische tagsüber aufhalten. Ein Pool kann gerade verlaufen oder als Kurve ausgebildet sein. Seine tiefen Rinnen am Rand oder in der Mitte haben, das ändert sich oft bei jedem Hochwasser, wenn das Sediment des Flusses durch die stärkere Strömung umgeschichtet wird.
Pool am Oberlauf des Margaree
Nun galt es die Stellen zu finden, an denen sich die Lachse aufhalten. Obwohl das Wasser sehr klar war, konnte ich an den tiefen Stellen nicht auf den Grund sehen. Eine leichte Trübung, vermutlich durch Huminstoffe der moorigen Böden, gab dem Wasser einen honigfarbenen Schimmer in dessen Glanz der Untergrund zu einer gleichmäßigen Fläche verschwamm. Im Schutz dieses Moorwassers fühlten sich die Fische sicher und waren nicht zu sehen.
Nach jedem 2. Wurf einen Schritt weiter, so lautet die Regel für das Befischen der Pools. Einerseits, damit die anderen Fischer auch eine Chance haben und sich hinten einreihen können, andererseits soll der Lachs durch die in immer kürzeren Abständen auf ihn zuschwimmende Fliege zusätzlich zum Anbiss gereizt werden. Die mit der Zeit eintönige Werferei, immer schräg stromab, lockerte ich am 1. Tag noch mit Bogenwürfen, Snaps und schönen Schlaufen auf, als wäre es ein Wurftraining.
1.Fisch
Gut, am 1. Pool lief nichts so fuhren wir zum nächsten Pool „Swimming Hole“ genannt und versuchten dort unser Glück. Diesmal musste auf dem Weg zum Pool der Margaree an einer Furt überquert werden, bei dem leichten Hochwasser durch die Regenfälle der letzten Tage gar nicht so einfach. Irgendwie schaffte ich es hinter meinem Guide hinüber, bis zur Innenkurve dieses schönen Pools. Im gleichen Rhythmus ging es weiter, immer Schnur im ca. 45°Winkel stromab bis knapp an das gegenüberliegende Ufer werfen, warten bis die Schnur durch die Strömung gestreckt wird, dann ein wenig Schnur einstrippen und mit dem nächsten Wurf wieder komplett raus, in ständigen Wiederholungen bis zur Schmerzgrenze.
1. Sichtkontakt
Nun, am 1. Tag hatte ich je einen Biss auf Trocken- und Nassfliege. Ein Biss auf Trockenfliege ist ein besonderes Erlebnis. Den Fisch sah ich nur im aufquellenden Wasserschwall, als er bereits über die Breitseite wieder abtauchte. Entweder hat er meine Fliege verfehlt oder der Anhieb ging ins Leere, kein Fischkontakt. Ebenso der Biss auf Nassfliege. Diesmal sah ich den Fisch sogar kommen und nach der Fliege schnappen. Nach einem kurzen Ruck in der Leine hatte ich angeschlagen und wieder kein Fischkontakt, schade. Doch die Motivation zum Fischen ist wieder gestiegen.
Am 2. Tag die selben Vorbereitungen und raus zum Fishing Hole Pool. Das selbe Spiel wie am Tag vorher, insgesamt 6 Bisse, 2 auf Trockenfliege, 4 auf Nassfliege und keinen Fisch gehakt. Mein Guide fischt mit der Zweihandrute mit, hatte ebenfalls Bisse ohne Fischkontakt. Also konnte es nicht nur an mir alleine liegen, dachte ich.
Am 2. Abend sagte Werner zu mir, so nun ist es vorbei mit der Nymphenfischerei

Kurz vor dem Bruch des Vorfachs
Abends bin ich noch ein wenig spazieren gefahren und habe die anderen Pools besucht. Ein Fischerkollege verlor einen großen Fisch als er aus dem Wasser sprang. Mann, war das ein armvoll Fisch!
Am 3. Tag hatte ich morgens taube, gefühllose Hände, obwohl ich sie am Abend vorher mit dem Hausmittel (Bärenbalm) meiner Frau eingerieben hatte. Mit der Zeit kam das Gefühl zurück und ich fischte den ganzen langen Tag ohne einen Biss zu haben. Das Werfen wurde nur durch eine kurze Mittagspause und die Rotationszeit beim Zurückgehen an den Ausgangspunkt des Pools unterbrochen.
So verging die 1. Woche, tagsüber fischen und am Abend noch kurz mit weiteren Fischersleuten in der Lodge fachsimpeln.
Andere hatten bereits Glück und einen Fisch gefangen oder genau so Pech wie ich und gingen leer aus.
Wind
Also packte ich die Sache in der 2. Woche gelassener an, schließlich hatte ich auch noch Whale Watching auf dem Programm. Im Hafen von Pleasant Bay gab es 4 Kapitäne die Ausfahrten anboten, deshalb verzichtete ich auf eine Anmeldung und fuhr einfach los, nachdem ich meine Angelsachen eingepackt hatte. Ohne Rute und Watausrüstung ging ich nicht weg. Doch an diesem Morgen fuhr nur ein Kapitän zu den Walen und war bereits ausgebucht, deshalb liess ich mich für die 2. Fahrt um 13Uhr vormerken die schließlich wegen zu großem Seegang abgesagt wurde.
Nationalpark
Die Teilnehmer der 1. Ausfahrt hatten nur die Fische gefüttert und nichts gesehen, so hoch waren draußen auf dem Atlantik die Wellen. Der Hafen liegt am Rande des Nationalparks, deshalb konnte ich auch so einen schönen Tag verbringen und im Urwald nach Elch&Co Ausschau halten.
Elch
An zwei Tagen traf ich mich mit einem Kanadier, den ich über das Flytyerforum kennen gelernt hatte. Einen Tag waren wir fischen und einen Tag banden wir Lachsfliegen, mehr dazu im Fliegenthreath.
Ende 1. Teil