Kanada lässt Robben abschlachten

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 28 Mär 2006 10:30

Hallo Heinzmann,
ich wollte damit nur zeigen, dass sich unsere Tierliebe oft nur nach dem Aussehen richtet. Häßliche Kormorane sollen abgeschossen und niedliche Robbenbabys geschont werden. Ich finde es wert, darüber einmal nachzudenken. Das hat mehr mit den Kormoranen und weniger mit den Robben zu tun.

Ich kann dem Robbenschlachten auch nichts abgewinnen. Nur sollten wir auch nicht in die Bambi-Falle der Medien-Maschinerie tappen. Hättest Du Bilder von einer Krokodilfarm oder einer Lachsfarm eingestellt, wäre hier niemand so entrüstet. Think about it!

Ich habe nur etwas gegen den romantisch verklärten Tierschutz à la "ach wie süß" - der in jedem Jahr von den Medienprofis der großen Organisationen bedient wird.

[ 28. März 2006: Beitrag editiert von: Thomas Kalweit ]

Chinook · Beitrag von **Chinook** » 28 Mär 2006 15:05

Menschen sind nun mal recht einfach gestrickt. Das eine Empörung mit Kuhaugen nun mal besser provoziert werden kann als mit einem Komodo-Varan ist bekannt. Je näher uns eine Art genetisch ist desto mehr Probleme haben wir mit dem Töten. Ich glaube aber das Heinzmanns (berechtigte) Aufregung eher etwas mit der vermuteten Gleichgültigkeit zu diesem Thema was zu tun hat. Und die wird dadurch offenkundig, dass dieses Abschlachten in die Aufzählung anderer ähnlicher Ereignisse einfach eingereiht wird. Wie nun der psychologische Hintergrund auch immer sein mag, es wird nicht erträglicher (zumindest für mich).

Heinzmann · Beitrag von **Heinzmann** » 28 Mär 2006 15:20

<BLOCKQUOTE>Zitat:<HR>Original erstellt von Chinook:
Ich glaube aber das Heinzmanns (berechtigte) Aufregung eher etwas mit der vermuteten Gleichgültigkeit zu diesem Thema was zu tun hat. Und die wird dadurch offenkundig, dass dieses Abschlachten in die Aufzählung anderer ähnlicher Ereignisse einfach eingereiht wird. <HR></BLOCKQUOTE>

Da glaubst du genau richtig. Ich rege mich ebenfalls über die Kroko-Schlachtung zur Handtaschenproduktion auf. Nur stoße ich dabei nicht auf soviel Resonanz.
Mir geht es dabei auch nicht nur um das immer wieder genannte Kindchenschema. Da denke ich doch einen Schritt weiter und lasse mich nicht nur von hübschen Kulleraugen beeinflussen.
Es geht dabei um eine absolut hilflose Kreatur. Die Robben können nicht fliehen, da sie noch nicht schwimmen können und werden dann, nur weil einige (korrigiere: zu viele) Herrschaften auf unserer Welt einen schönen weichen Pelz tragen wollen, brutal abgeknüppelt. Genau so ist es bei den Krokodilen.
Ein Tier zu töten, um Bestände zu kontrollieren mag zwar auch nicht immer richtig sein. Dabei muss man eben das Pro und das Contra gegeneinander stellen.
Ein Tier zu töten um Luxus zu genießen ist für mich einfach nur pervers.

Grüße

Heinzmann

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 28 Mär 2006 15:28

@chinook: Siehst Du denn kein logisches Problem, wenn bei uns Kormoran-Jungvögel aus dem Nest geschossen werden und dann Angler die Tötung von Robben verurteilen. Beide Arten sind wahrscheinlich höchst schützenswert, beide Arten fressen Fisch - die eine bei uns vor der Haustür, die andere in Kanada. Die deutschen Angler haben ihre berechtigten Interessen, die kanadischen Fischer...

Die Tendenz zum "Rassismus" wird in der Naturschutz-Theorie schon seit Jahrzehnten diskutiert. Warum ist der Pandabär für uns schützenswerter als eine vom Aussterben bedrohte einheimische Köcherfliegenart? Weil wir mit ihm näher verwandt sind - da hast Du sicher Recht. Doch wohl auch, weil mögliche Auswirkungen von Schutzmaßnahmen unser tagtägliches Leben nicht so sehr tangieren [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] . Wir fordern die Erhaltung des tropischen Regenwaldes und scheren uns nicht um den verdreckten Bach hinterm Haus. Alle reden von Walen, Sibirischen Tigern, Robbenbabys - niemand redet von Bitterling, Schneider, Perlfisch...

Chinook · Beitrag von **Chinook** » 28 Mär 2006 16:13

<BLOCKQUOTE>Zitat

Siehst Du denn kein logisches Problem ...

... wird Zeit für ein Bierchengespräch! Eine Sünde wird nicht besser, wenn man eine andere dagegenstellt. Das Robbenbabies medialer sind macht mich dennoch nicht abgebrüht genug auf ein stilles Kotzen zu verzichten. Deswegen habe ich mit weniger niedlichen Tieren trotzdem das gleiche Mitgefühl. Ich darf es aber auch für niedliche Tiere haben. Glaub mir, ich habe Beulen genug bekommen. Sei es beim Engagement gegen das Finning ("Haie sind doch böse") oder beim Einsatz für den Erhalt bestimmter Köcherfliegen ("Die sehen doch eklig aus").
Wie könnte man den schlichteenr Gemütern dennoch die Köcherfliege als schützenswert verkaufen? In dem man ihnen klar macht, dass über kurz oder lang auch all die niedlichen Tierchen das Weite suchen, die sich in der Nahrungskette befinden. Vielleicht hat ja Streamer etwas Zeit etwas über die Verkarstung ganzer Landstriche in Kanada zu berichten nur weil der Lachs nicht mehr kommt.
Ein anderes muss ich noch loswerden. Absolut pervers finde ich es, dass Ursache und Wirkung vertauscht werden: "Nun sind die Felle schon mal da, wäre doch schade sie vergammneln zu lassen ..".

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 28 Mär 2006 16:18

Du bist immer noch nicht auf das angesprochene Kormoran-Dilemma eingegangen [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] ... Denn darum ging es mir eigentlich!

Heinzmann · Beitrag von **Heinzmann** » 28 Mär 2006 16:22

Aber auch nur dir Thomas. Ich wüsste nicht was die Kormoranproblematik in diesem Thread zu suchen hat.
Es sind nunmal zwei verschiedene Probleme. Und nur weil das eine so ist, ist das andere nicht weniger schlimm....
Langsam bekomme ich das Gefühl, dass für einige hier der Kormoran das einzige Problem darstellt, weil der ja die Fische frisst, die wir angeln wollen. Ganz schön egoistisch!

Außerdem, wie ich bereits schon sagte, macht es einen gewaltigen unterschied, ob Tiere getötet werden, um den Bestand zu kontrolliern oder ob man sie abschlachtet um Pelz zu gewinnen und somit einen gesunden Bestand in die Ausrottung treibt. Was nicht heißen soll, dass ich die Abtötung der Jungvögel befürworte.

[ 28. März 2006: Beitrag editiert von: Heinzmann ]

Chinook · Beitrag von **Chinook** » 28 Mär 2006 16:36

Danke, das zum einen.
Zum anderen: welches Dilemma?
Mit dem Hinweis, dass man nur für das eine sein darf, wenn auch das andere ist, sprechen gewiefte Mitmenschen so ziemlich jeder Kritik die Existenzberechtigung ab:
- Wenn du gegen Masttierhaltung bist darfst du kein Fleisch essen
- Ein Angler darf nicht Vegetarier sein
- Wenn du dich über dieses aufregst musst du dich auch über jenes aufregen.
Mir zu unterstellen, dass ich mit dem Kormoran keine entsprechenden Probleme wie mit den Seals habe ist durch keine Stelle zu belegen sondern wird stillschweigend von dir angenommen.

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 28 Mär 2006 16:40

[img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img]
Nochmal: Es ging mir nur darum, dass man nicht "Tod dem Kormoran" rufen und gleichzeitig auf der anderen Seite der Welt das Keulen von Robben verurteilen kann. Nur um dieses Grundproblem ging es mir!!!!!!!

Chinook · Beitrag von **Chinook** » 28 Mär 2006 17:05

Verstanden!

Stefan von Hatten · Beitrag von **Stefan von Hatten** » 28 Mär 2006 17:31

@Heinzmann
Respekt, dass Du Deine Meinung hier so vertrittst! Findet meine Hochachtung. Und ich stimme Dir zu.

@Streamer
Deine Gedanken betreffend der Menschen, der Umwelt und unserem prognostiziertem Untergang sind goldrichtig. Wir sind diejenige, die dieser Welt und unsere Umwelt Stück für Stück den Untergang bringen.

Wie wir mit den Tieren umgehen, ist unter aller Würde. Die Kreatur und die Seele eines Tieres sind in unserer Gesellschaft nichts mehr wert. Das fängt bei der Köcherfliege an, geht nahtlos in die exzessive Massentierhaltung über, findet eine hervorragende Ausbreitung im Pelztiergeschäft und endet irgendwo bei Tierquälereien durch kranke Menschen.

Die grausame Abschlachtung von 500.000 Robbenbabys unter dem VORWAND, dass die Robben die Fischbestände dezimieren, ist mehr als verachtenswert. Es geht dabei nur um die Pelze. Ginge es um die Fischbestände, müssten Alttiere getötet bzw. dezimiert werden. Genauso kann man mit Hormongaben eine Vermehrung reduzieren. Dafür muss kein Robbenbaby getötet werden. Das ist purer Kommerz basierend auf der Eitelkeit der Menschen. In meinen Augen verachtenswert!

@Thomas
Das Abschlachten der Robben läuft unter dem Vorwand, dass die Fischbestände geschützt werden müssen. 1. Würde sich eine Population einpendeln, wenn der Fischbestand nicht reicht, 2. ist die Befischung dieser Regionen durch den Menschen vernichtend für den Bestand der Fische, nicht die Robben sind verantwortlich, 3. werden auf dieser Welt mit dem gleichen Argument Delphine und andere Tiere massenhaft sinnlos geschlachtet etc. Diese Liste könnte man endlos weiterführen.

Ich gebe Dir aber vollkommen recht, dass wir gleichermassen gegen das sinnlose Töten aller Tiere protestieren müssen. Egal, ob Ochsenfrosch oder Robbe.

Nur, weil wir bei den Robben (stell Dir vor, es wären Katzenbabys, die so getötet würden) besonders intensiv aufgrund des Kindchenschemas reagieren, ist die Reaktion an sich doch immer noch richtig.

Das von Dir aufgeworfene Argument der Kormorane hat bei mir zumindest ein Nachdenken ausgelöst. Damit hast Du recht - ich ertappe mich dabei, egoistisch zu denken, was "meine" Fische anbelangt. Das scheint mir nicht richtig zu sein. Aber auch, wenn dieses Argument genau auf den Punkt trifft, werden die anderen Punkte dadurch nicht ausgeschlossen.

Ich persönlich bin gegen jeden sinnlosen Tod einer Kreatur, absolut gegen Massentierhaltung, gegen jedes sinnlose Leid einer Kreatur, dagegen, dass irgendein Tier wegen des Pelzes sterben muss und gegen das Ignorieren der Verantwortung, die jeder von uns diesbezüglich hat.

Davon nehme ich aus, dass bestimmte Regularien greifen müssen, dass in bestimmten Gebieten und Bereichen Tierpopulationen künstlich dezimiert werden müssen, um der Art und anderen Arten ein nahzu der Natürlichkeit ähnliches Gleichgewicht zu geben. Wir haben als Mensch die Natur mächtig durcheinander gebracht und müssen nun langsam wieder für ein Gleichgewicht sorgen. Aber auch hier stellt sich die Frage nach den Mitteln. Das Töten steht sicherlich an letzter Stelle.

Das Schlachten der Robben hat einen rein kommerziellen Hintergrund, daher lehne ich es kategorisch ab und verurteile die Menschen, die aus Luxus (nicht aus Notwendigkeit wie z.B. Eskimos etc.) Pelze tragen. Ebenso lehne ich es ab, dass irgendein Tier nur aufgrund seiner Haut, Zähne, Krallen etc. zu sterben hat.

Die Naturvölker machen es uns vor - dort wird das Tier als Ganzes getötet, gegessen und bis zum Letzten Knochen wird alles verwertet. Das mag in Ordnung sein und entspricht der Natur. Was der "moderne" Mensch betreibt, ist Mord.

Petri!

Stefan

Werner B. · Beitrag von **Werner B.** » 28 Mär 2006 18:48

@Streamer,
ich finde deine Kombination aus Selbst-bzw. Menschheitsgeißelung und Doppelzüngigkeit ( die Europäer sind schuld ) äußerst gelungen. Das hat was .

Harry1 · Beitrag von **Harry1** » 28 Mär 2006 19:12

Ich sehe da zwar jetzt absichtlich wieder Schwarz und Weiß, aber da gibt es noch einige andere Punkte die mir dazu einfallen, wie sieht es mit nem lecker Spanferkel aus, oder Kalbsfilet.

Meiner Meinung nach liegt der Unsinn im Abknüppeln der Robben darin, das nur die Babys gekillt werden.

Eine Bestandsregulierung durch den Menschen kann ich da schon eher verstehen.

Stellt Euch mal vor Ihr wäret Fischer in diesen Robbengebieten und müsstet Euer täglich Brot durch den Fischfang verdienen, wie würdet Ihr dann argumentieren?

Ich will ehrlich sein und ich würde jede Robbe gerne abknallen die mir meinen Lebensunterhalt weg frisst.

Wir als verwöhnte Europäer haben da wieder mal leicht Reden, es ist meiner Meinung nach die Kanadische Regierung die ganz klar verantwortlich für ihre Bevölkerung ist und nicht wir verwöhnten Europäer. [img]images/smiles/icon_eek.gif[/img]

[ 28. März 2006: Beitrag editiert von: Harry1 ]

Heinzmann · Beitrag von **Heinzmann** » 28 Mär 2006 19:25

Schade, dass du nicht gemerkt hast, dass es hier nicht um Bestandsregulierung geht.

Harry1 · Beitrag von **Harry1** » 28 Mär 2006 19:35

Doch ich habe gemerkt das es um die Bestandsregulierung auf kosten der Robbenbabys mit dem Faktor Profit durch Pelze geht.

Dieser Weg ist für mich das einzig Fragwürdige in dieser Angelegenheit.

Hier werden Kälber und Ferkel abgeschlachtet um in den Genuß des zarten Fleisches zu kommen, das ist wohl egal.

Ich Glaube man kann da schnell den Überblick verlieren, wir leben nicht in Canada, wieso müssen wir uns da einmischen und kehren nicht erst einmal vor der eigenen Haustür.

FISCH & FANG-Forum