Servus beinand.
Also an erster Stelle will ich sagen, dass ich es auch eine riesen Sauerei finde, was da abläuft und dass ich über solche Vorfälle zutiefst betrübt bin. Vorallem genau an der Unfallstelle ist bestimmt erheblicher Schaden verursacht worden.
Trotzdem möchte ich hier etwas Fachwissen beisteuern, damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann... Rein chemisch betrachtet scheint sich das ganze nämlich garnicht so schlimm auszuwirken... Sofern uns die Damen und Herren, die die Pressemitteilungen herausgeben mit ehrlichen Daten versorgen...
ich hab ja wegen meinem Studium so einiges mit Chemie zu tun. Deswegen möchte ich mal hier behaupten, dass 3 Faktoren von entscheidender Bedeutung sind:
1) Änderung des pH-Werts
2) Auswirkungen der Säuremoleküle selbst
3) Temperaturänderung
zu 1): Laut der Pressemitteliung 45 (
http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... 1530_h.pdf) sank der pH-Wert stellenweise von ca. 8 auf 6 ab.
Nur nochmal zur Erinnerung: "Reines" Wasser hat einen pH-Wert von 7, welcher Neutral ist. Die Skala geht von 0 bis 14, alles zwischen 0 und 7 ist sauer, alles zwischen 7 und 14 ist basisch. Das ist für so eine riesige Menge Wasser (1,6 Mio Liter pro Sekunde!) ein echt großer Unterschied. Allerdings ist 8 schwach basisch und 6 schwach sauer, also behaupte ich mal, dass sie mit ihrer Behauptung, dass es keine Einflüsse aufs Ökosystem haben wird, grundsätzlich recht haben. In meinen Fischerprüfungsunterlagen stand irgendwo mal aufgelistet, welche Fischarten welche pH-Bereiche vertragen. Ich weiß es allerdings nicht mehr auswendig und habe den Ordner gerade nicht zur Hand. Wer da was weiß: Bitte teilt es uns mit!
zu 2): Schwefelsäure setzt sich formal aus Sulfat (SO4 2-) und 2 H+ (Protonen, "Säureteilchen") zusammen. Sulfat selbst hat keine direkten schädlichen Wirkungen auf die Natur, kommt ja schließlich überall vor. Und die Menge an H+ legt den pH-Wert fest, sodass man sagen kann, dass H+ nur schädlich (sprich ätzend) ist, wenn seine Konzentration sehr hoch ist (also ein niedriger pH-Wert). Hier ist der pH-Wert bekanntlich nur schwach sauer, also geht auch von H+ keine Gefahr aus.
zu 3): Wenn man Säuren in Wasser löst/ verdünnt entwickelt sich sehr viel Wärme (vergleiche:
http://www.youtube.com/watch?v=VQd9stZRImw). Dass die hier entlassene Menge Schwefelsäure aber reicht, um den Rhein schädlich aufzuwärmen bezweifle ich. In der Presseinformation steht ja auch, dass keine Temperaturänderung festgestellt wurde. Warum die das allerdings mit Wärmebildkameras und nicht mit einem Thermometer überprüfen versteh ich allerdings nicht...
@ AlexMuc: die "handelsübliche" konzentrierte Schwefelsäure ist 96%ig. Ob es sich bei der im Tanker allerdings darum handelt oder um was anderes kann ich dir aber nicht sagen.
So, ich hoffe ich konnte etwas zur Objektivierung beitragen, aber an dieser Stelle nochmal: Ich will mit den oben geschriebenen Punkten das ganze nicht verharmlosen und bin auch WAHNSINNIG WÜTEND über den Unfall...
-Gruß, Simon