Tankerunglück: Schwefelsäure wird abgelassen

[Thomas Kalweit]

Jetzt muss die Schwefelsäure an unserer schönen Angelstelle vor der Loreley doch abgelassen werden In der Pressemitteilung heißt es lapidar: "Wenn überhaupt Schäden auftreten sollten, sind diese auf jeden Fall lokal begrenzt und stellen keine Gefährdung des Ökosystems des Rheins insgesamt dar."

[bundyman]

Mein Beileid...
Aber dafuer haben die 'Experten' jetzt fast einen Monat gebraucht?
Und das 900t Saeure da keinerlei Schaeden hinterlassen sollen, glauben die doch selbst nicht.

[GreyShade]

gude....

habs auch grad in den nachrichten im radio gehört....

irgendwie nicht so toll....

allerdings immer noch besser, als wenn der kahn auseinanderbricht und alles auf einmal entweicht, oder?

so ähnlich wurds im radio dargestellt zu mindest...

greetz,
Grey

[Ronny]

Beruhigungsstrategie meiner Meinung nach.
Natürlich wird das Zeug irgendeinen Einfluss nehmen auf das Ökosystem egal wie kontrolliert sie es ablassen.

Schade das es nicht abgepumpt werden kann,,,aber Leib und Leben der Kräfte müssen geschützt werden.

Gruß

[Alex Muc]

Das wird sicher keinen Einfluss auf das Ökosystem nehmen. Schwefelsäure kommt ja auch so in rauen Mengen in unseren Gewässern vor... . Komm mir da für dumm verkauft vor, wenn behauptet wird, dass sich die Säure ja durch das Flusswasser verdünnen wird. Dann brauchen wir auch keine Kläranlagen mehr, denn das bisserl Abwasser wird bei der Menge an Flusswasser ja auch verdünnt.

Mag ja richtig sein, dass die Säure sich verdünnen wird. Aber an der Stelle, wo sie eingelassen wird, tritt zumindest momentan eine hohe Schwefelsäurekonzentration auf und ob das für Pflanzen und Tiere bedenkenlos ist darf mal bezweifelt werden. Weiß jemand, welche Konzentration die Säure in den Tanks hat?

Gruß,
Alex.

[Ronny]

Sind ja anscheinend schon so Still und Heimlich 900 Tonnen in den Rhein rein.
Experten sagen "keine Gefahr".

Ob die ein gutes Taschengeld bekommen?

Hier ein Link dazu

http://www.crwenewswire.de/?p=11818

[Jondalar]

Eine Schande das unser doch so weit entwickeltes Land keine Alternative finden kann als die Schwefelsäure in das Wasser zu kippen. Doch so wie ich den Bericht im Radio verstanden habe wird das Zeug bevor es eingeleitet wird noch neutralisiert und somit verdünnt. Wenn die 900t auf einmal verklappt würden gäbe es sicher eine recht heftige Reaktion. Doch den Anwohnern und Fischen hilfts das auch nur bedingt. Es wurde eben wieder der einfachere (billigere) Weg gewählt. Wie so oft kommt die Industrie wieder mal ungeschoren davon.

[e$$oxX]

Servus beinand.

Also an erster Stelle will ich sagen, dass ich es auch eine riesen Sauerei finde, was da abläuft und dass ich über solche Vorfälle zutiefst betrübt bin. Vorallem genau an der Unfallstelle ist bestimmt erheblicher Schaden verursacht worden.

Trotzdem möchte ich hier etwas Fachwissen beisteuern, damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann... Rein chemisch betrachtet scheint sich das ganze nämlich garnicht so schlimm auszuwirken... Sofern uns die Damen und Herren, die die Pressemitteilungen herausgeben mit ehrlichen Daten versorgen...

ich hab ja wegen meinem Studium so einiges mit Chemie zu tun. Deswegen möchte ich mal hier behaupten, dass 3 Faktoren von entscheidender Bedeutung sind:
1) Änderung des pH-Werts
2) Auswirkungen der Säuremoleküle selbst
3) Temperaturänderung

zu 1): Laut der Pressemitteliung 45 (http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... 1530_h.pdf) sank der pH-Wert stellenweise von ca. 8 auf 6 ab.
Nur nochmal zur Erinnerung: "Reines" Wasser hat einen pH-Wert von 7, welcher Neutral ist. Die Skala geht von 0 bis 14, alles zwischen 0 und 7 ist sauer, alles zwischen 7 und 14 ist basisch. Das ist für so eine riesige Menge Wasser (1,6 Mio Liter pro Sekunde!) ein echt großer Unterschied. Allerdings ist 8 schwach basisch und 6 schwach sauer, also behaupte ich mal, dass sie mit ihrer Behauptung, dass es keine Einflüsse aufs Ökosystem haben wird, grundsätzlich recht haben. In meinen Fischerprüfungsunterlagen stand irgendwo mal aufgelistet, welche Fischarten welche pH-Bereiche vertragen. Ich weiß es allerdings nicht mehr auswendig und habe den Ordner gerade nicht zur Hand. Wer da was weiß: Bitte teilt es uns mit!

zu 2): Schwefelsäure setzt sich formal aus Sulfat (SO4 2-) und 2 H+ (Protonen, "Säureteilchen") zusammen. Sulfat selbst hat keine direkten schädlichen Wirkungen auf die Natur, kommt ja schließlich überall vor. Und die Menge an H+ legt den pH-Wert fest, sodass man sagen kann, dass H+ nur schädlich (sprich ätzend) ist, wenn seine Konzentration sehr hoch ist (also ein niedriger pH-Wert). Hier ist der pH-Wert bekanntlich nur schwach sauer, also geht auch von H+ keine Gefahr aus.

zu 3): Wenn man Säuren in Wasser löst/ verdünnt entwickelt sich sehr viel Wärme (vergleiche: http://www.youtube.com/watch?v=VQd9stZRImw). Dass die hier entlassene Menge Schwefelsäure aber reicht, um den Rhein schädlich aufzuwärmen bezweifle ich. In der Presseinformation steht ja auch, dass keine Temperaturänderung festgestellt wurde. Warum die das allerdings mit Wärmebildkameras und nicht mit einem Thermometer überprüfen versteh ich allerdings nicht...

@ AlexMuc: die "handelsübliche" konzentrierte Schwefelsäure ist 96%ig. Ob es sich bei der im Tanker allerdings darum handelt oder um was anderes kann ich dir aber nicht sagen.

So, ich hoffe ich konnte etwas zur Objektivierung beitragen, aber an dieser Stelle nochmal: Ich will mit den oben geschriebenen Punkten das ganze nicht verharmlosen und bin auch WAHNSINNIG WÜTEND über den Unfall...

-Gruß, Simon

[Nic]

simon hat das ganze schön zusammengefasst
rein chemisch kann im grunde nicht viel passieren
aber wie so oft herrschen im ÖKOSYSTEM rhein keine LABORbedingungen

natürlich wird der wechsel von pH=8 auf pH=6 auswirkungen haben
es gibt auch menschen, die auf sowas mit problemen reagieren
und ich wage mal zu behaupten, dass viele fischarten wesentlich empfindlicher (weil wesentlich kleiner) als der mensch sind, und nicht auszuschließen ist, dass die mit der leicht sauren umgebung probleme bekommen

[Ronny]

Danke für die Information,so kann man sich doch ein genaueres Bild machen.
Hoffen wir für das gesamte Ökosystem das es echt so ist wie behauptet.

Die Menscheit will in geraumer Zeit zum Mars fliegen und bei "in Anführungsstrichen" Banalen Vorfällen müssen wir die Segeln streichen.
Schon Traurig wo die Prioritäten gesetzt sind.

Gruß

Ps: Forelle bekommt so ab Ph Wert 5,5 Probleme
eine Schleie kann da schon etwas mehr ab,bis 4,5.
Wie gesagt hoffentlich klappt alles

[Niederbayer]

Ich hab das Thema am Rande immer mitgelesen...

Beim Posting von Essoxx ist mir aber gerade ein Schmunzeln ausgekommen:
Man hat die Wassertemperatur tatsächlich mit Wärmebildkameras gemessen???
Ich weiß ja nicht inwiefern man hier mit der Technik von Wärmebildkameras vertraut ist, aber rein physikalisch ist es doch so, dass Wärmebildkameras den Emissionsgrad/die Infrarotstrahlung eines zu messenden Objektes empfangen! Wasser verhält sich dabei wie ein Spiegel und es wird großteils die Umgebungstemperatur gemessen anstatt der Wassertemperatur

Ich lasse mich aber auch gerne eines Besseren belehren!

[Jondalar]

@Niederbayer
Die Wärmebildkamera zeigt doch recht schön die gesamte Ausbreitung des wärmeren Wassers. Es sind ja auch zwei verschiedene Wassertemperaturen die sich irgendwo mischen.Gute Geräte können das Mittlerweile auflösen aber ganz so genau kenn ich mich da nicht aus. Wie der eSSox schon sagt. Ein Thermometer wäre sicher besser gewesen.

Schlimmer finde ich das der PH Wert beeinflußt wird. Je nach Fischart reagieren die recht heftig auf PH- Wertschwankungen. BIs zu einem gewissen Grad vertragen die Fische diese Schwankungen ohne jeglichen Schaden. Doch ab einer gewissen Konzentration sind die Auswirkungen enorm. Na ja die können ja auch abwandern. Ist ja kein geschlossenes Gewässer

[Niederbayer]

@ Jondalar
Ich muss gestehen ich hab die Wärmebildkamera-Aufnahmen nicht gesehen
Aber ich hab mich jetzt nochmal schlau gemacht:
Auf Wasser per Infrarot zu messen ist definitiv nicht ganz trivial.
Hier kann es - besonders bei starkem Sonneneinfall - zu Reflexionen kommen und es werden falsche Werte angezeigt!
Wichtig ist, dass das zu messende Objekt nicht zu reflektierend ist und dass die Messung möglichst im 90° Winkel gemacht wird, um keine "fremde" Wellenlänge einzufangen.
Es ist aber definitiv nicht möglich, ins Wasser hinein zu messen.
Davon ausgehend, dass man keine Fremdreflexion sieht, bekommt man ausschliesslich die Oberflächentemperatur!
Ob das Sinn macht, ist die andere Frage

War jetzt zwar ein bisschen OT, aber vielleicht hat es den ein oder anderen interessiert?!

[bundyman]

Jetzt wurde der Kahn wohl aufgerichtet und wird aus der Fahrrinne gezogen...
Mal sehen, wann wieder alles 'normal' laeuft....

[Thomas Kalweit]

Folgende interessante Info hat uns unser treuer Leser peter Mosel geschickt. Unglaublich, wie stark der ph-Wert noch 25 Kilometer unterhalb der Ablassstelle abgesenkt wurde. Beid er pH-Absenkung von 8,2 auf 7,7 muss man bedenken, dass der ph-Wert nicht linear verlauft, es handelt sich um den negativen Zehnerlogarithmus des Wasserstoffionen-Konzentration. ph 8 ist also 10x so basisch wie ph 7. Da ist also eine ganze Menge passiert

http://www.bafg.de/php/korh31.htm